Lot 2034 Limit € 9.500
Lasurmalerei in Tempera und Öl/Sperrholz, "Portrait Leni", Dreivierteldarstellung einer jungen Frau in rotem Wollmantel vor weiter Landschaft, rechts oben signiert "W. Lachnit" und datiert (19)27, verso Ausstellungsaufkleber "Deutsche Kunst Düsseldorf 1928, 1534" sowie handschriftlicher Vermerk "Portrait Leni", Gemälde fachmännisch gereinigt und Rahmung erneuert, ca. 100 x 79,5 cm, mit Rahmung ca. 108 x 86,5 cm. Wilhelm Lachnit beginnt seine künstlerische Ausbildung 1914-18 mit einer Lehre als Schriftmaler und studiert 1920-23 an der Dresdner Akademie. Von deutlichem Einfluss auf sein künstlerisches Schaffen ist die Bekanntschaft mit Otto Dix, ebenfalls Student und später Professor an der Dresdner Akademie. Lachnit fertigt hauptsächlich figürliche Darstellungen und Bildnisse, die u.a. von den Moskauer Sammlungen und der Gemäldegalerie Dresden gekauft werden. 1924 tritt er in die KPD ein und gründet zusammen mit Hans Grundig, Otto Griebel und Fritz Skade die „Neue Gruppe", 1929 ist er Mitbegründer der „Assoziation revolutionärer bildender Künstler (ASSO)", 1930 der Dresdner Gruppe „Aktion" und zudem Mitglied der „Neuen Dresdner Sezession 1932". 1933 werden Teile seines Werkes als „Entartete Kunst" beschlagnahmt, Lachnit wird verhaftet und kann sich anschließend nur noch eingeschränkt künstlerisch betätigen. 1947 erhält er den Ruf als Professor für Malerei an die HbK Dresden und arbeitet ab 1954 bis zu seinem Tod 1962 freischaffend in Dresden. Lit.: "Refugium und Melancholie. Wilhelm Lachnit. Malerei", hg. von S. Walther und G. Porstmann, Ausst.Kat. Städtische Galerien Dresden 2012 sowie "Neue Sachlichkeit in Dresden. Malerei der Zwanziger Jahre von Dix bis Querner", hg. von B. Dalbajewa, Dresden 2011. Von Mai bis Oktober 1928 fand in Düsseldorf die Ausstellung "Deutsche Kunst - Düsseldorf 1928" statt, bei der die Ausstellungsleitung sich als Ziel gesetzt hatte, "das beste lebendige Kunstschaffen Deutschlands, Deutschösterreichs und der deutschen Schweiz zusammenzutragen, soweit es von ihr als bedeutsam erachtet wurde - und erlangt werden konnte". Auch Wilhelm Lachnit gehört zu den Auserwählten und zeigte drei Arbeiten: "Mädchenakt", "Bildnis Zacke" und "Portrait Leni" (vgl. dazu den Ausstellungskatalog Düsseldorf 1928, 2. Auflage). Bei der Dargestellten "Leni" handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die damals 20-jährige Helene Tischer, Wilhelm Lachnits spätere Schwägerin, verheiratet mit seinem Bruder, dem Künstler Max Lachnit. Im Bildaufbau und in der Umsetzung der Lichteffekte orientierte sich Lachnit an Vorbildern der Renaissance. Altmeisterlich ist der Kontrast des hellen Inkarnats zum eher unscharfen dunklen Hintergrund. In Maltechnik und Komposition steht das „Portrait Leni" in deutlicher Beziehung zu dem erst einem Jahr zuvor (1926) fertiggestelltem bekannten Werk "Mädchen im Pelz" und festigte so Lachnits Ruf als "Raffael von Dresden". Wie viele in Dresden ansässige Künstler verlor auch Wilhelm Lachnit durch den Krieg den Großteil seiner Werke im Atelierbestand. Gemälde des Künstlers aus den 1920er Jahren, der Blütezeit der "Neuen Sachlichkeit" in Dresden, sucht man seit Jahrzehnten vergeblich auf dem Kunstmarkt. Die wenigen bekannten Werke befinden sich in öffentlicher Hand oder im Besitz von bedeutenden privaten Kunstsammlungen.
143. Kunst- und Antiquitätenauktion
am 22. November 2024