Über uns

Der Beginn

Einige unter Ihnen, verehrte Kundschaft, kennen tatsächlich alle drei Standorte, die wir in unserer fast dreißigjährigen Firmengeschichte in Chemnitz inne hatten und haben. Nach den Anfängen 1993 an der Annaberger Straße im Süden der Stadt, in einem eher unscheinbaren Bau auf dem Gelände der Federnfabrik Alfred Weigel, gab es ein zweites Domizil einen Steinwurf vom ersten entfernt in der Paul-Gruner-Straße. Durchaus gern erinnern sich langjährige Kunden an das rote Backsteingebäude, um die Wende zum 19. Jahrhundert als Turnhalle errichtet und mit markanten Bogenfenstern ausgestattet. Mit einigen Ein- und Umbauten versehen bot das Gebäude eine charmante Heimstätte für die Präsentation und Versteigerung von Kunst und Antiquitäten und auch ein „Adenauer-Mercedes“ passte in die Ausstellung, hereingeschoben über die Rückseite des Gebäudes. Dennoch wurde das Haus im Laufe der Jahre zu klein und mit dem gestiegenen Anspruch an Fotoarbeiten, Lagermöglichkeiten und Büroräumen reifte der Entschluss zu einem erneuten Umzug.

Das Auktionshaus in der Paul-Gruner-Straße in Chemnitz, Standort von 1998 bis 2012

Blick von der Empore in den großen Innenraum, Paul-Gruner-Straße, 2012

Frau und Herr Heickmann während der Versteigerung, Paul-Gruner-Straße, 2012

Im Kassen- und Einlieferungsbüro, Paul-Gruner-Straße, 2012

Das Domizil in der Zwickauer Straße 108

Seit 2013 befindet sich das Auktionshaus Heickmann in einem Chemnitzer Industriedenkmal. Der aktuelle Standort an der Zwickauer Straße, gegenüber dem Sächsischen Industriemuseum, ist kulturhistorisch durchaus bemerkenswert: Die Anlage gehörte einer Textilfabrik, und die Textilproduktion war neben dem Maschinenbau das wesentliche Standbein der hiesigen Wirtschaft und mitverantwortlich für den Chemnitzer Beinamen „Sächsisches Manchester“. Es ist nicht irgendeine Textilfabrik, die auf diesem Gelände ansässig war, sondern die deutschlandweit bekannte Sigmund Goeritz AG. Um 1886 gegründet als Handschuhfabrik entwickelte sie sich in den 1920er Jahren zu einem der größten Produzenten für feine und elegante Damenwäsche in Deutschland. Bis 1991 wurden auf dem Gelände Bademoden und Sportbekleidung gefertigt. Und zu guter Letzt: Zu dem Areal gehört eines der wichtigsten Industriedenkmale der Stadt, gebaut von dem Architekten des Expressionismus Hans Poelzig.

Blick auf das Firmengelände um 1911 (aus: Chemnitz in Wort und Bild, Festschrift zur Einweihung des Neuen Rathauses, 1911)

Das gelb verklinkerte viergeschossige Gebäude an der Zwickauer Straße, in welchem das Auktionshaus Heickmann seit 2013 die oberen zwei Geschosse einnimmt, wurde um 1900 errichtet und beherbergte anfangs eine Teppichfabrik. Um 1906 erwarb Sigmund Goeritz (1856-1920) Teile des Gebäudes und schließlich das gesamte Areal entlang des Kappelbachs, einem kleinen Zufluss der Chemnitz. Nach und nach entstanden Erweiterungsbauten für Produktion, Antrieb und Verwaltung, so 1911 der dunkelrot verklinkerte Fabrikbau mit insgesamt sechs Geschossen, der sich noch heute im rückwärtigen Geländeteil befindet, sowie das dazwischen gesetzte Heizhaus.

Frontseite des Gebäudes Zwickauer Straße 108, 2013 (Foto M. Börner)

Das Großprojekt von Hans Poelzig

In den 1920er Jahren plante der mittlerweile international bekannte Unternehmer Goeritz eine umfangreiche Umgestaltung des Firmenareals. Für diese Aufgabe konnte er Hans Poelzig (1869-1936) gewinnen, in den 1910er und 20er Jahren einer der namhaftesten deutschen Architekten der Moderne. Poelzig hatte sich bereits 1906 mit Industriebauten beschäftigt, die im Gegensatz zu den klassischen Architekturaufgaben wie städtischen Großbauten, dem Wohnhaus oder auch dem Sakralbau frei von Konventionen waren und neuartige Ideen zuließen. Ab 1916 arbeitete Hans Poelzig als Stadtbaurat in Dresden, und so muss der bekannte Künstler den Inhabern der Sigmund Goeritz AG in greifbarer Nähe erschienen sein. Poelzig übernahm 1922 den Auftrag, das Fabrikgelände neu zu gestalten – ein durchaus prestigeträchtiges Projekt in einer der wichtigsten Industriestädte Deutschlands. Er entwarf ein monumentales Bauwerk, welches die Bedeutung der Arbeit und der menschlichen Schaffenskraft verdeutlichen sollte. Die Planungen gingen so weit, dass ein Gebäudekomplex für über Tausend TextilarbeiterInnen entstehen sollte. Bedingt durch langwierige Genehmigungsverfahren, die etliche Planänderungen nach sich zogen, erfolgten die ersten Bauarbeiten erst fünf Jahre später. Durch den Rückgang der Kaufkraft und damit verbundene wirtschaftliche Schwierigkeiten sah sich die Goeritz AG zudem gezwungen, lediglich mit einem Teilbau zu beginnen. So wurde 1927 der Bau an der Ulmenstraße umgesetzt, an welchen zu einem späteren Zeitpunkt weitere Bauabschnitte angefügt werden sollen. Leider kam es nie zu einer Weiterführung des Projekts.

Vierter Entwurf von Hans Poelzig für die Goeritz AG 1925 (aus: Grüne/Herberholz, Hans Poelzigs Festbau für die Arbeit, 2005)

Der Teilbau, der 1927 unter Poelzigs Ägide ausgeführt wurde, erscheint dunkel und trutzig mit seinen niedrig wirkenden Fensteröffnungen und der groben Verkleidung mit Chloridschiefer. Im Inneren jedoch ist das Gebäude ein leichter Stahlbetonbau, der allen Ansprüchen einer Fabrik Genüge tat. In den unteren Etagen befanden sich hell erleuchtete Großraumbüros, in den oberen Etagen standen, wie im Nebengebäude auch, Nähmaschinen dicht an dicht. Wären die ursprünglichen Pläne Hans Poelzigs umgesetzt worden, befände sich entlang der Ulmen- und der Zwickauer Straße ein gewaltiger Architekturblock, für den u.a. der gelbe Klinkerbau, in dem sich unser Auktionshaus befindet, hätte abgerissen werden müssen. Es wäre die womöglich beeindruckendste Fabrikanlage von Chemnitz geworden. Tatsächlich gibt der glücklicherweise in der Kriegszeit unzerstört gebliebene Teilbau immerhin einen Eindruck davon, was hätte gebaut werden können.

Die Goeritz AG wird zu den Venus-Werken

Die Fabrikantenfamilie Goeritz war jüdischen Glaubens. 1938 enteignete man die Familie, das Firmenvermögen wurde eingezogen und der Firmenname gelöscht. Nur wenigen Familienmitgliedern gelang die Flucht aus Deutschland, etliche starben. Mit der unrechtmäßigen Arisierung des Betriebs kam die Umbenennung in „Venus-Werke“. Hergestellt wurden weiterhin Wäschestücke und Bademoden mit großem Erfolg. Selbst während der Kriegsjahre 1939-45 lief die Produktion, wenngleich als Nebenprodukt für die Rüstungsindustrie Messgeräte montiert werden mussten. Glücklicherweise blieb das Areal weitgehend von Bombentreffern verschont, nicht allerdings von der Demontage der Anlagen als sowjetische Reparationsleistung nach 1945. Da jedoch während des Krieges Teile des Maschinenparks außerhalb von Chemnitz sichergestellt worden waren, um einem Verlust durch Kriegsschäden zuvorzukommen, und diese Maschinen von den Besatzern unentdeckt blieben, konnte trotz Demontage bald weiterproduziert werden.

Das Firmengelände in der DDR-Zeit

In DDR-Zeiten erblühte die Textilbranche im Raum Chemnitz ein weiteres Mal. Inzwischen zum VVB Strickwaren Oberlungwitz gehörig, wurde die Firma, umbenannt in „VEB Ideal“ und später in „Sporett“, zum wichtigsten Hersteller von Sportbekleidung in der DDR und darüber hinaus. Der vierstöckige Bau an der Zwickauer Straße – unser Auktionshaus also – beherbergte in dieser Zeit neben der Kantine im Erdgeschoss und der Verwaltung auch Produktionsräume in den oberen, nun vom Auktionshaus genutzten Geschossen. Auf dem Gelände befand sich zudem die Färberei, die so manches Mal den Kappelbach in bunten Farben leuchten ließ. Im roten Klinkerbau sowie im angeschlossenen Poelzigbau wurde auf zwei Etagen genäht. Hunderte von Näherinnen saßen hier entlang eines Förderbands und arbeiteten im Akkord. Eine Etage beherbergte den Zuschnitt, eine weitere die Qualitätskontrolle und die Legerei. Ebenerdig befand sich das Lager, und täglich verließen etliche Lastwagen vollbeladen das Gelände. Mit der Wende brach die Textilbranche nicht nur in Chemnitz, sondern in der gesamten Region ein. Wenngleich kurzzeitig noch für westdeutsche Versandhäuser genäht wurde, war die Abwicklung unausweichlich. Rund vierhundert Näherinnen verloren ihre Arbeit und das gesamte Gelände verwaiste. Nur die „Sporett“-Werbung an der Stirnseite des Baus an der Zwickauer Straße zeugte viele Jahre noch von vergangenen Zeiten – heute steht hier der Name unseres Auktionshauses. Mittlerweile ist das umfangreiche Areal neu erschlossen, wobei unser Auktionshaus zusammen mit einer Niederlassung von Harley Davidson 2013 den Anfang machte. Ein Fahrrad- und Spazierweg führt entlang des Kappelbachs über das Gelände und lädt zum Verweilen im Eiscafé ein. Der Poelzig-Bau und der große rot verklinkerte Fabrikbau sind in den letzten Jahren aufwändig saniert und umgebaut worden und haben mit Eigentumswohnungen bestückt neues Leben erhalten. Es ist uns somit eine Freude, Sie im Herzen von Chemnitz an einem so schönen Ort begrüßen zu dürfen! Das Auktionshaus Heickmann am heutigen Standort Unser Auktionshaus bietet auf seinen zwei großzügigen Etagen Platz für Annahme und Einlieferung, Café und Auktionssaal sowie einen großen Ausstellungsbereich. Zu den verschiedenen Büroräumen, Fotostudio und Lager gesellen sich die Räume der Chemnitzer Rahmenmanufaktur, in der Sie hochwertige Rahmungen für Ihre Kunst erwerben können. Neben den Auktionen finden Veranstaltungen statt. So können wir zurückblicken auf Lesungen u.a. von Guntram Vesper oder dem Ehepaar Wolfgang und Helene Beltracchi, dazu Talkrunden und Ausstellungseröffnungen. Gern vermieten wir auch unsere obere Etage für Ihre Veranstaltung.

Im neuen Auktionssaal, 2013

Diskussionsabend mit Ingrid Mössinger, langjährige Generaldirektorin der Kunstsammlungen Chemnitz, 2015

Lesung und Signierstunde mit Guntram Vesper (1941-2020), Träger des Leipziger Buchpreises, 2016

Lesung und Diskussion mit Wolfgang und Helene Beltracchi, 2014

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